Wer auf der Autobahn zu schnell unterwegs ist und erwischt wird, muss mit denselben Sanktionen rechnen wie bei anderen Tempoverstößen außerhalb geschlossener Ortschaften. Jeder Blitzer auf der Autobahn ist mit Kosten verbunden, aber neben einer Geldbuße drohen gegebenenfalls auch noch Punkte in Flensburg sowie ein Fahrverbot. Die Sanktionen hängen davon ab, um wie viel die zugelassene Höchstgeschwindigkeit nach Abzug des Toleranzwerts überschritten wurde. Trotz moderner Messtechnik kommt es jedoch immer wieder zu Messfehlern. Aktuelle Studien legen nahe, dass bis zu 56 % aller Messungen in Deutschland fehlerhaft sind. Deshalb sollten Betroffene nicht jeden Bußgeldbescheid ungeprüft hinnehmen, sondern darüber nachdenken, ob sich ein Einspruch lohnt.
Geldbußen für Geschwindigkeitsübertretungen außerorts
Auf deutschen Autobahnen gilt eine Richtgeschwindigkeit von 130 km/h, diese stellt aber nicht die zulässige Höchstgeschwindigkeit dar. Bei guten Wetterverhältnissen und freier Bahn darf auch schneller gefahren werden. Herrscht aufgrund von Nebel oder Starkregen eingeschränkte Sicht, ist ein gedrosseltes Tempo angezeigt. Auf vielen Abschnitten gilt aber laut Beschilderung stets ein Höchsttempo von 100 oder 120 km/h, auch an Baustellen und unübersichtlichen Streckenabschnitten sind spezielle Vorgaben laut Beschilderung zu beachten. Wer diese vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeiten um nur wenige km/h überschreitet, riskiert bereits ein Bußgeld. Bei einer Überschreitung bis 10 km/h werden 20 Euro fällig. Wer 11 bis 15 km/h zu schnell fährt, muss 40 Euro zahlen, Verstöße von 16 bis 20 km/h ziehen eine Geldbuße von 60 Euro nach sich. Ab einer Überschreitung von 21 km/h fallen 100 Euro Bußgeld an. Die Geldbußen erhöhen sich gestaffelt nach der Höhe der Tempoübertretung. Wer mehr als 70 km/h zu schnell fährt, riskiert das höchstmögliche Bußgeld von 700 Euro.
Fahrverbot für Geschwindigkeitsüberschreitung auf der Autobahn
Bei einer gravierenden Geschwindigkeitsüberschreitung auf der Autobahn kommt außerdem ein Fahrverbot in Betracht. Für Übertretungen bis 40 km/h wird nur dann ein Fahrverbot verhängt, wenn es innerhalb eines Jahres zu zwei Verstößen mit mindestens 25 km/h Tempoüberschreitung gekommen ist. Wer mit 41 oder mehr km/h zu schnell fährt, muss bereits beim ersten Mal mit einem Fahrverbot rechnen. Das Fahrverbot beträgt bei Überschreitungen von 26 bis 60 km/h einen Monat, von 61 bis 70 km/h zwei Monate. Eine Geschwindigkeitsüberschreitung auf der Autobahn um mindestens 70 km/h zieht ein dreimonatiges Fahrverbot nach sich.
Punkte in Flensburg
Ab einer bestimmten Grenze wirkt sich eine Geschwindigkeitsüberschreitung auf der Autobahn auch auf das Punktekonto in Flensburg aus. Wer das Höchsttempo um 21 bis 40 km/h überschreitet, bekommt einen Punkt. Für alle Übertretungen von 41 km/h und mehr fallen bereits 2 Punkte an. Weitere Infos und eine Tabelle zu den Punkten in Flensburg finden Sie beim ADAC.
Messtoleranz
Jedes Messgerät birgt Fehlerquellen, dazu kommen Risiken durch unsachgemäße Anwendung. Deshalb wird zugunsten des Autofahrers ein Toleranzwert vom Messergebnis abgezogen. Dies gilt auch, wenn es tatsächlich nicht zu einem Messfehler gekommen ist. Im Regelfall beträgt die Messtoleranz auf Autobahnen 3 km/h bis Tempo 100. Für Geschwindigkeiten über 100 km/h werden 3 % in Ansatz gebracht.
Beispiel 1: Ein Pkw-Fahrer ist außerorts 20 kmh zu schnell, er wird auf der Autobahn in der Tempo-100-Zone mit 120 km/h geblitzt. Der Toleranzabzug beträgt 3 km/h, er ist also 17 km/h zu schnell gefahren.
Beispiel 2: Der Pkw-Fahrer war in einem Abschnitt, in dem Tempo 120 erlaubt ist, mit 147 km/h unterwegs. Der Toleranzabzug beträgt 3 %, das sind 4,41 km/h. Das Messergebnis liegt demnach bei 144,59 km/h, der Fahrer war 24,59 km/h zu schnell.
Von diesem Grundsatz abweichend können für einzelne Messmethoden jedoch andere Toleranzwerte gelten. Wenn die Polizeibeamten beispielsweise dem Temposünder nachfahren und dessen Geschwindigkeit mit einem installierten ProViDa-System messen, wird ein Toleranzwert von 5 km/h bis Tempo 100 und von 5 % über Tempo 100 in Ansatz gebracht. Wird eine Geschwindigkeitsüberschreitung auf der Autobahn durch Nachfahren ohne ein solches spezielles Messgerät festgestellt, kann die Toleranz sogar bis zu 20 % betragen.
Geschwindigkeitsüberschreitung innerhalb einer Baustelle
Im Bereich von Baustellen auf Autobahnen ist das Höchsttempo oft auf 80 oder sogar nur 60 km/h herabgesetzt. Hier kann es leicht zu einem Geschwindigkeitsverstoß kommen, der ebenso geahndet wird wie andere Tempoübertretungen außerorts. Bereits bei einer Überschreitung um mehr als 20 km/h müssen Autofahrer mit einem Bußgeld von 40 Euro und einem Punkt rechnen. Ab 41 km/h über dem Limit gibt es zwei Punkte. Ab 26 km/h über dem Höchsttempo steht ein einmonatiges Fahrverbot im Raum, sofern der Fahrer zum zweiten Mal in einem Jahr mit mehr als 25 km/h zu schnell geblitzt wurde.
Tempoverstöße in der Probezeit
Während der Probezeit kann ein Blitzer auf der Autobahn nicht nur Kosten, sondern auch eine Verlängerung der Probezeit nach sich ziehen. Außerdem muss der Fahranfänger ab einer bestimmten Schwelle an einem Aufbauseminar teilnehmen, es drohen weiterhin Punkte und ein Fahrverbot. Wer bis zu 20 km/h zu schnell auf der Autobahn fährt, muss noch nicht mit weiteren Sanktionen rechnen als den regulären Bußgeldern zwischen 20 und 60 Euro. Ab 21 km/h verlängert sich die Probezeit auf vier Jahre, dazu kommen ein Punkt in Flensburg und die Verpflichtung zur Teilnahme an einem Aufbauseminar. Bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung auf der Autobahn von 26 km/h oder mehr kann ein Fahrverbot verhängt werden, wenn es sich schon um den zweiten gravierenden Verstoß handelt.
Einspruch gegen den Bußgeldbescheid einlegen
Wer einen Bußgeldbescheid erhalten hat, sollte sofort prüfen, ob er dagegen Einspruch einlegen möchte. Jetzt ist schnelles Handeln gefragt, denn die Frist beträgt nur 14 Tage. Der Einspruch muss schriftlich eingereicht, aber nicht begründet werden. Es reicht der Satz: „Gegen den Bußgeldbescheid vom … zu Aktenzeichen … lege ich hiermit Einspruch ein.“ Bei Bußgeldern im unteren Bereich bis 60 Euro lohnt sich das Einspruchsverfahren in der Regel nicht. Wenn aber zusätzlich zu einem höheren Bußgeld auch Punkte und ein Fahrverbot drohen, empfiehlt sich ein Einspruch nahezu immer.
Fazit
Nach einer erheblichen Geschwindigkeitsüberschreitung auf der Autobahn sollten Sie sich sofort an einen Experten für Verkehrsrecht wenden. Die Fehlerquote bei Tempomessungen auf deutsche Straßen beträgt mehr als die Hälfte, sodass Ihre Chancen bei mindestens 50:50 liegen. Sie können den Einspruch zwar selbst einlegen, dann sparen Sie sich die Anwaltskosten und müssen nur das Porto bezahlen. Ein erfahrener Rechtsanwalt kennt jedoch sämtliche Messmethoden und ihre zahlreichen Fehlerquellen. Er kann im Gegensatz zu einem Laien konkrete Ansatzpunkte finden, um das Messergebnis in Zweifel zu ziehen.